Die Vergessenen by Bastei Lübbe

Die Vergessenen by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
veröffentlicht: 2013-09-11T22:00:00+00:00


KAPITEL ELF

Flötengras

Die Flötengräser Masadas sind absolut langweilige Pflanzen, die zahlreichen rhizom-basierten Pflanzen der Erde stark ähneln, zum Beispiel dem Schilf, der Schwertlilie, dem Papyrus, dem Ingwer, der Kurkuma – es ist eine lange Liste –, aber sie haben etwas Merkwürdiges an sich. Sie treiben im Frühling aus den Rhizomen, umgangssprachlich Wurzelstöcke genannt, wobei die Triebe scharfe Spitzen haben und stabil genug sind, um selbst getrocknetes Holz zu durchbohren. Übers Jahr hinweg erreichen sie Höhen von bis zu vier Metern; die hohlen Stängel werden bis zu zehn Zentimeter breit, und zahlreiche Seitentriebe verbinden die ganze Masse. Im Spätsommer bringen die Gräser Blüten hervor, wobei die über fünfzig identifizierten, eigenständigen Arten von Gräsern so ziemlich jede Farbe des Spektrums erzeugen. Und hier haben wir die Merkwürdigkeit, denn auf Masada kommen keine natürlichen fliegenden Bestäuber vor. Die Blüten verblassen schließlich, fallen herab und hinterlassen Hülsen, die wiederum »Blütenstaub« in drei unterschiedlichen Geschlechtern erzeugen. Die Bestäubung erfolgt über den Wind, ganz wie bei den Bäumen auf der Erde. Nach der Hülsenbestäubung lassen die Gräser Samen fallen, von dem nur wenig eine Chance erhält, im dicht mit Wurzelstöcken durchsetzten Boden zu keimen. Im Winter Masadas fallen sämtliche Seitentriebe ab und hinterlassen Löcher in den hohlen Stängeln, auf denen die Winterwinde Masadas wie auf Flöten spielen, woher auch der Name stammt. Wir müssen jedoch zu der Frage zurückkehren: Wozu die Blüten? Reiner Zufall oder gezielter Entwurf, nach all dem, was wir inzwischen über diesen Planeten wissen?

aus Wie es aussieht von Gordon

»Katarin, das wird aber auch Zeit!«, sagte Ripple-John.

Die Frau erwiderte seinen Blick aus dem Laptopmonitor hervor, und ihre Miene verriet Unschlüssigkeit.

»Hallo, Ripple-John«, sagte sie.

»Also, erzähl mir, was passiert ist«, sagte John, hob den Laptop an und kreuzte die Beine darunter. »Die verdammte Kom war einen Tag lang blockiert, und Tinsch ist seither nicht mehr erreichbar. Ich habe auf Earthnet gesehen, dass Tombs auf der Nordstraße unterwegs ist. Liege ich weit vom Schuss, wenn ich vermute, dass das Attentat ohne Erfolg blieb?«

»Es war erfolglos.«

»Was ist also passiert?«

»Sie hat etwas mit ihnen angestellt.« Katarin schien Angst zu haben, und sie wurde durch etwas seitlich von ihr immer wieder abgelenkt. John hatte sie noch nie so erlebt, nicht mal während der Rebellion. Sie war so begierig wie er darauf, Vergeltung zu üben, und hatte sich denen angeschlossen, die den Bischof von Triada zu seinem Badeausflug in einem Squermteich zerrten. Hatten ihre Befürchtungen mit der Polis zu tun und damit, was womöglich geschah, wenn man sie schnappte, oder hegte sie Zweifel bezüglich Plan B? Das fragte sich Ripple-John. Er wusste von jeher, dass viele im Aufräumkommando moralisch im Ungewissen waren.

»Du musst dich schon etwas deutlicher ausdrücken, Katarin«, sagte er. »Berichte mir genau, was passiert ist.«

Sie wandte sich wieder ihm zu. »Miloh hat geschossen, und wie geplant, hat sich Tombs’ Beschützer auf ihn gestürzt und damit David und den anderen ihre Gelegenheit verschafft. Sie aktivierten die Abwehrschirme zwischen Tombs und diesem Beschützer und griffen sich den Mann. Jetzt liegen sie mit einer Ausnahme im Krankenhaus von Greenport.« Sie schüttelte den Kopf und wirkte bestürzt.



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